TS HANSEATIC, Hamburger Modellbaubogen Verlag (HMV), M 1:250
Die HANSEATIC hatte eine sehr bewegte Vergangenheit. Sie wurde 1930 auf einer Werft in Schottland als EMPRESS OF JAPAN gebaut. Nach Jahren im Transpazifikdienst zwischen Vancouver und Yokohama, bei dem es das schnellste Fahrgastschiff im planmäßigen Dienst auf dieser Route war, erhielt sie nach dem Kriegseintritt Japans wieder ihren alten Namen und war achteinhalb Jahre als Truppentransporter im Einsatz.
1948 wurde sie aus dem Kriegsdienst entlassen und zum zivilen Fahrgastschiff zurückgebaut. Anschließend war sie in Liniendiensten und in den Wintermonaten als Kreuzfahrtschiff im Einsatz. Ende 1957 wurde sie aus Rentabilitätsgründen aufgelegt und 1958 von der neugegründeten Hamburg Atlantik Linie aufgekauft. Nach nur sechsmonatigem Umbau wurde die nunmehrige HANSEATIC in Dienst gestellt und erfreute sich vor allem an der Nordseeküste großer Popularität.
Nach einem Brand im Jahr 1966 im Hafen von New York wurde das schwerbeschädigte Schiff nach Hamburg überführt und im gleichen Jahr verschrottet.
Als HANSEATIC hatte sie eine Länge von 205,15 m und eine Breite von 25,5 m. Sie verdrängte 30.030 BRT und hatte 2 Satz Getriebeturbinen. Ihre Geschwindigkeit betrug 21, maximal 23 Knoten. Sie bot 85 Personen in der 1. Klasse und 1.191 Personen in der Touristen-Klasse Reisemöglichkeiten.
Der Modellbaubogen wurde von fentens productions, Inh. Ulrike Fentens, unter der Bestell-Nr. 103322 vertrieben. Dazu waren noch Restbestände von Fotoätzsätzen (Bestell-Nr. 103323), sowie der Lasercutsatz (Bestell-Nr. 103701) erhältlich.
Jetzt ist der Modellbaubogen bei fentens Kartonmodellbau im Angebot. Der Fotoätzsatz ist derzeit lieferbar, der Lasercutsatz nicht auf Lager (Stand August 2015). Konstrukteur war Peter Brandt, einer der profiliertesten deutschen Konstrukteure von Kartonmodellbaubogen, der leider im Oktober 2013 verstorben ist.
Das Modell, das den Bauzustand von 1958 zeigt, ist aus 26 Bogen im Format DIN-A4 zu bauen. In der einfacheren Ausführung hat es 1.335 Teile, in der detaillierten Ausführung 1.830 Teile. Ich habe mich für die detaillierte Ausführung entschieden. Es hat bei einer Länge von 810 mm den Schwierigkeitsgrad 3 (schwierig).
Die Relings sind aus Fotoätzteilen. Die HANSEATIC war wahrscheinlich eines der ersten Modelle, bei denen nicht nur Fotoätzteile verwendet, sondern manche Details aus Lasercut-Teilen gestaltet werden konnten. Letzteres setzt sich im Kartonmodellbau mehr und mehr durch. Bei vielen Modellen sind jetzt derartige Teile nur noch als Lasercut zu erhalten. Die Fotoätzteile können und müssen zwar bemalt werden, wurden von mir aber mit dem Airbrushgerät gespritzt. Die Ankerketten sind im Zubehörhandel erhältlich. Da sie aus Messing sind, habe ich sie brüniert.
Der Bau des Modells wurde von mir im Oktober 2010 begonnen. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich den Bau leider mehrmals unterbrechen und habe ihn daher leider erst im Oktober 2014 fertig stellen können. Rund 180 Stunden wendete ich für den Bau auf.
Durch eine defekte Arbeitsplatzleuchte, die auf das Schiff krachte und hauptsächlich die Relingteile erheblich beschädigte, sind mir viele zusätzliche Arbeitsstunden entstanden. Dies führte dazu, dass ich mir eine stabile Qualitäts-LED-Lupenleuchte zulegte. Damit kann ich meinen Arbeitsplatz viel besser ausleuchten und es entstehen kaum Schatten.
Der Bau von 22 Rettungsbooten war eine Nerv tötende Tätigkeit. Bei der Aufbringung auf dem Modell musste auch noch der richtige Standort beachtet werden, da die Rettungsboote nummeriert sind.
Sehr fieselig war der Bau der Gitterhauben auf den beiden Schornsteinen, die beim Original in Kombination mit längeren Abgasrohren die Rauchbelästigung sehr verringerte. Vor allem der erste der beiden verschlang viel Zeit und ich war froh, als sie endlich fertiggestellt waren. Aber manchen anderen Modellbauern, die diese wahlweise zu bauenden Teile wählten ging es nicht viel besser.
Schließlich wurden die „weißen Stellen“ auf den Decks immer weniger. Nach den Rettungsflößen kamen die Bänke und Liegestühle an die Reihe. Da es ein deutsches Kreuzfahrtschiff war, habe ich selbstverständlich viele Liegen mit Badetüchern „reservieren“ müssen, da dies offensichtlich eine hauptsächlich deutsche Unart ist.
Zum Abschluss wurde noch die Takelage angebracht. Mit den von mir verwendeten dünnen Fäden wirkt sie sehr filigran. Erstmals konnte ich dafür einen Faden verwenden der nicht gedehnt werden muss um gerade zu werden.
Ich weiß, dass mein Modell der TS HANSEATIC nicht allen verwöhnten Ansprüchen gerecht wird, doch ich bin froh, dass ich trotz meiner Krankheiten ein derartiges Modell mit über 1.800 Teilen fertigstellen konnte.
Nachdem es längere Zeit den Blickfang in unserem Wohnzimmerschrank bildete, baute ich schließlich eine Wandvitrine, in der es jetzt einen staubsicheren Platz in meinem Arbeitszimmer gefunden hat.
Hier einige Aufnahmen, die das Modell sowohl im Bauzustand, als auch nach Fertigstellung zeigen: